29.01.2022

Rückblende: Blauvogel. Ein Kinderbuch

Das war mein erstes "großes" Kinderbuch, das habe ich mit 8... 9 Jahren mehrmals gelesen. Ich lebte in der Gewißheit, in der falschesten denkbaren Welt aufzuwachsen. Ich war ein Indianerjunge, gefangen in der verkehrten Geschichte.

"Der Roman beschreibt anhand der fiktiven Gestalt „Blauvogel" das Leben der weißen Grenzer und der Indianer in der Mitte des 18. Jahrhunderts. „Blauvogel" ist ein weißer Junge, der von Indianern geraubt wird und unter ihnen aufwächst. Er erkennt die Wahrheit über die weißen Siedler und die Indianer. Nach seiner erzwungenen Rückkehr zu seiner weißen Familie ist er aber nicht mehr dazu in der Lage, wieder in ihre Welt zurückzukehren. Er erkennt sie als falsch und geht freiwillig zurück zu den Indianern, weil er unter den Weißen nicht mehr klarkommt."

Jetzt stelle ich mir vor, die Realität hätte mich nicht zurückgezwungen...

Au weia.

Lehne ich nun diese Art von Literatur ab? Nein. Es ist eine wirklich schöne, anregende Kindergeschichte, anregend, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Konnte jemand 1950 ahnen, daß ein Vierteljahrhundert später ein kleiner Junge das Ganze für bare Münze nimmt? Nein. War abzusehen, daß irgendwann eine halbe Generation auf der Leitidee der Geschichte hängenbleibt? Nein.

Nicht einmal in der Rückschau läßt sich erkennen, daß eine derartige Entwicklung hätte absehbar sein können.